Studioblitze

Das Thema Studioblitz beschäftigt früher oder später jeden ambitionierten Fotografen, der sich mit der Peoplefotografie beschäftigt. Und ähnlich, wie auf dem Automarkt, ist die Auswahl groß. Doch: Im Gegensatz zu Autohändlern gibt es Blitzlicht-Händler nicht an jeder Ecke. Die Beschaffung des richtigen Blitzsystems ist also nicht mal eben an einem Samstag Vormittag erledigt und auch eine Probefahrt (also ein Testen unter den Bedingungen, die man als Fotograf später auch im Studio vorfindet) oft nicht möglich.

Die großen Elektromärkte bieten maximal Aufsteckblitze und viele kleinere Fotohändler haben Studioequipment längst aus ihren Geschäften verbannt. Logisch. Denn großer Umsatz lässt sich damit nicht machen. Die Zielgruppe ist klein. Und das Internet ein großer Wettbewerb.

Doch beschäftigen wir uns mal nicht mit den Problemen, sondern mit den Lösungen. Klassische Fotostudios sind mit großen (kabelgebundenen – zumindest für den Strom) Blitzen ausgerüstet, die meist auf Dreibeinstativen stehen oder von der Decke runterhängen. Spätestens seit findige Fotografen die Möglichkeiten kleiner Aufsteckblitze ausgelotet und mit Fernbedienungen (sogenannte „Trigger“) kombiniert haben, ist der Begriff der „Strobisten“ gerade unter jungen Fotografen sehr weit verbreitet. Seit ein paar Jahren gibt es zusätzlich das Thema „Dauerlicht“ als Alternative zum klassischen Blitzlicht.

Ergänzt werden alle drei Lichtarten von

  • Reflektoren,
  • Abschattern,
  • Effektgeräten (Windmaschine, Farbfolien, Nebelmaschine…),
  • natürlichem Licht und
  • verschiedenen Hintergrundsystemen.

Hier geht es heute erst einmal um das klassische Studioblitzlicht. Unter „Studioblitz“ (hier und da auch „Kompaktblitz“ genannt) versteht man landläufig computergesteuert arbeitende Blitzgeräte, die Blitzkopf und Generator in einem (zumeist röhrenartigen) Gehäuse vereinen. Vereinfacht ausgedrückt: Hinten steckt man das Stromkabel ein und vorne kommt Blitzlicht raus.

Aber nicht nur das. Neben der eigentlichen Blitzröhre (übrigens ein sehr empfindliches Bauteil, welches man nicht mit den Fingern berühren sollte) befindet sich meist eine Dauerlichtquelle in der Mitte. Dieses Dauerlicht dient dazu, dass die Kamera auch im dunklen Raum fokussieren kann. Man nennt dieses Licht daher auch „Einstelllicht“. Denn neben der Hilfsfunktion für den Autofokus der Kamera bietet das Einstelllicht die Möglichkeit, schonmal ganz grob zu sehen, wie das Licht auf dem Model aussehen wird, wenn die Blitzröhre gezündet wird.

Das wirft natürlich die nächste Frage auf: Wie wird der Blitz eigentlich gezündet? Nun, klassischerweise funktioniert dies per Kabel. Nahezu jede Kamera mit Wechselobjektiv bietet irgendwo eine Steckbuchse, die der Blitzsynchronisation dient. Kabel -und zwar insbesondere die schwarzen Kabel- haben jedoch im oft dunklen Studioumfeld einen entscheidenden Nachteil: Sie sind Stolperfallen und verbinden die teure Kamera mit dem teuren Blitz. Stolpert man darüber, fallen meist zwei Geräte auf den Boden, die für solche Belastungen eigentlich nicht gebaut sind. – Darum sind Funk- bzw. Infrarotsysteme sehr weit verbreitet. Sie funktionieren anders: Meist wird ein kleiner Sender auf den Blitzschuh der Kamera oben draufgesteckt und arbeitet dann mit einem Empfänger im Studioblitz zusammen. Das funktioniert sehr zuverlässig und ist gar nicht so teuer.

Jeder, der einmal mit (egal welchem) Blitz geblitzt hat, weiß, dass es gar nicht so leicht ist, mit einem Blitz ein vernünftig belichtetes Foto zu machen. Das Erlebnis kennt jeder vom Handy oder auch von der kleinen Kompaktkamera mit eingebautem Blitz. Entscheidend sind neben den Kameraeinstellungen auch die Blitzeinstellungen. Der sogenannte „Regelbereich“ des Studioblitzes bestimmt, wie stark das Blitzlicht ist, dass von der Blitzröhre ausgesendet wird. Studioblitze werden zumeist nicht stufenlos geregelt, sondern in Blendenstufen. Hier gilt: Je kleiner das eigene Studio, desto feiner sollte die Abstufung des Regelbereiches sein. Warum? Nun, in großen Studios kann man im Zweifelsfall den Blitz oder das Modell ein Stück weiter weg positionieren (Lichtstärke nimmt mit steigendem Abstand exponential ab), im kleinen (Heim-) Studio steht der Blitz meistens schon recht nah an der Wand…

Ein weiterer Faktor beeinflusst das Blitzlicht ebenfalls in der Lichtstärke: Der Lichtformer. Hierzu werde ich bei Gelegenheit mal einen separaten Beitrag verfassen. Ganz grob gesagt, halten wir für heute Folgendes fest:

  • Je kleiner der Lichtformer, desto härter und gerichteter das Licht (-> wenig Lichtverlust)
  • Je größer der Lichtformer, desto breiter verteilt sich das Licht und desto weicher wird das Licht (-> mehr Lichtverlust)
  • Spezielle Aufsätze für Lichtformer (Wabe, Snooze, Streulichtscheibe, Diffusor…) machen das Licht weicher oder härter, sie nehmen aber auch alle etwas von der Leuchtstärke.

Kommen wir zurück zum Studioblitz selber. Die meisten Kompaktblitze haben heute auch eine Fotozelle eingebaut. Diese Fotozelle reagiert auf Blitzlicht und sorgt für einen einfachen und sehr praktischen Effekt: Entdeckt der Studioblitz einen Blitz (von einem anderen Blitzgerät), zündet er seinen Blitz gleich mit. So kann man also einen zweiten und dritten Blitz zünden, ohne ein weiteres Funk- bzw. Infrarotsystem zu besitzen. Das ist vor allem preislich attraktiv – hat aber auch einen Nachteil: Bei solchen Systemen kann man die Blitzleistung nicht am Fernauslöser auf der Kamera einstellen, sondern nur am Kompaktblitz selber. Das ist nicht weiter schädlich – denn da die Reichweite von Blitzlicht ja grundsätzlich recht übersichtlich ist, wird kaum jemand im Studio nur wegen der Anpassung des Regelbereichs hunderte Meter laufen müssen. Die manuelle Einstellung der Blitzstärke kann man sogar positiv sehen: Man begreift sehr schnell, dass man Studioblitze durchaus unterschiedlich einstellen kann. Und das macht spannende Fotos auch aus. Vorne muss gar nicht genauso viel Licht zur Verfügung stehen, wie hinten…

Doch welche Blitze soll ich mir nun kaufen und vor allem wie viele? – Bei all den Themenbereichen, die wir zuvor angerissen haben, liegt es auf der Hand, dass es hier keine einzig richtige Empfehlung gibt. Im Gegenteil: Es kommt halt darauf an… Nur worauf? Auf das, was man fotografieren möchte, auf die Intensität der Studiofotografie, das eigene Portemonnaie und noch vieles mehr.

Darum empfehle ich grundsätzlich, einen Studioworkshop zu besuchen, bevor man überhaupt in Kompaktblitzgeräte investiert. Studioworkshops werden nahezu in jeder größeren Stadt angeboten und beschäftigen sich mit verschiedenen Themenbereichen:

  • Portrait
  • Fashion
  • People
  • Makro
  • Tiere
  • Still Life
  • Food
  • etc.

Auch hier gilt: Den passenden Workshop wählen. Wer erotische Studiofotografie machen möchte, ist wahrscheinlich im „Insektenworkshop“ falsch untergebracht. Wer auf Anhieb keinen passenden Workshop findet, sollte sich einmal auf den Websites von Kamera- und Objektivherstellern, bei Facebook in entsprechenden Fotoworkshopgruppen oder auch beim örtlichen Fotostammtisch erkundigen. Ähnlich wie die Anreise zu einem Händler, der mehrere Blitzsysteme vor Ort zum Ausprobieren vorrätig hat, lohnt sich auch die Anreise zu einem Workshop. Achten Sie nur darauf, einen guten Workshop zu besuchen! – Es gibt viele Fotografen, die selbst nur einen Workshop besucht haben und dann versuchen, das Konzept eines anderen Fotografen zu kopieren und so schnell Geld bei unbedarften Anfängern einzusammeln. Da lernt man meist zu wenig, um eine wirkliche Kaufempfehlung zu erhalten.

Gute Workshops bieten zudem die Möglichkeit, andere Fotografen mit ähnlichen Interessen kennenzulernen und auch ihre Erfahrung anzuzapfen (oder gar mal mit einem anderen Fotografen zusammen ein Shooting nach dem Workshop durchzuführen).

Ein weiterer Tipp nach dem Workshopbesuch und vor dem Blitzkauf ist das Mieten eines Fotostudios. Für relativ kleines Geld kann man heute relativ hochwertig ausgestattete Fotostudios mieten. Wenn man dies noch nie gemacht hat, kann man sich gar nicht vorstellen, wie schwierig es ist, überhaupt einmal anzufangen, wenn das Model plötzlich vor einem steht, vier Blitze an der Decke hängen und zahlreiche Lichtformer im Regal verteilt sind. Womit nur starten?

Und oft stößt man dann auf ein weiteres Problem: Nicht alle Lichtformer passen an alle Blitze. Warum? Die Blitzhersteller haben sich leider bis heute nicht auf ein einheitliches Bajonett geeinigt. In Folge dessen gibt es derer Viele. Und wie im privaten Leben auch, ist es bei Fotostudios oft nicht anders: Der Betreiber hat einmal klein angefangen, Lichtformer dazugekauft und dann irgendwann festgestellt, dass ein anderer Hersteller doch noch bessere Produkte für den eigenen Bedarf anbietet. Bevor dann das Altsystem verkauft wird, behalten dies viele Fotografen und setzen es fortan für die Hintergrundbeleuchtung ein. Und aufgrund eingebauter Fotozellen ist dies auch gar kein Problem… doch passen dann nicht alle Lichtformer an alle Blitze.

Für alle diejenigen, die dennoch mal stöbern wollen, welche Kompaktblitze es alles gibt, habe ich nachfolgend mal eine kurze Linkliste erstellt. Hier habe ich alle mir (auf Anhieb) bekannten Blitzhersteller in alphabetischer Form aufgelistet. Diese Liste hat weder einen Anspruch auf Vollständigkeit, noch stellt sie ein qualitatives oder preisliches Ranking dar:

Bei der Wahl des passenden Blitz-Herstellers kann neben dem Bajonett noch ein weiterer Punkt entscheidend sein: Gerade Fotografen, die ab und an auch ihre Studioblitze outdoor benutzen wollen (z.B. um gegen das Sonnenlicht zu fotografieren, was Aufsteckblitze maßlos überfordern würde), kann es ein entscheidendes Kriterium sein, ob der jeweilige Hersteller auch einen zum Blitz passenden Porty (also eine portable Stromquelle) anbietet. Doch dazu später mehr.

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