Surprise

Es hat wirklich viele Wochen gedauert, bis ich endlich Zeit gefunden habe. Heute war es dann endlich soweit.

Doch fangen wir von vorne an. Um die Karnevalszeit herum war ich zusammen mit meinem Vater zu einem besonderen Projekt auf Reisen. Es ging darum, dunkle Kirchen von innen zu fotografieren. Mit Stativ, Weitwinkel und Fernauslöser bewaffnet, sind wir damals gestartet. Ein paar Fotos hatte ich hier im Blog -einige Tage später- bereits gepostet.

In einer Kirche machten wir eine besondere Bekanntschaft: Eine sehr interessierte Dame betrat die sonst leere Kirche und interessierte sich für den Anlass, warum wir hier seien und Fotos machten. Dabei kam ihre eigene Leidenschaft für diese Kirche und ihre Wand- und Deckenmalerei zum Vorschein. Nach einem Smalltalk meinte sie „lasst euch durch mich nicht stören, ich bleibe noch etwas und schaue mir die Decken an“. Das wirkte erstmal komisch. Da saß jemand, der interessiert von der Decke zur Wand und von der Wand zur Decke schaute und sich von der Kunst inspirieren ließ, bzw. darüber nachdachte. Die Dame wechselte ab und an den Platz und irgendwie war es ein komisches Gefühl. Ich fühlte mich beobachtet.

Nach einer Stunde stand sie auf und kam nochmal auf uns zu. Sie fand das toll, wie viel Zeit wir uns nahmen und wie wir an verschiedene Motive herangingen. – Also hatte ich doch recht: Sie hatte nicht nur die Bilder studiert, sondern auch uns beobachtet.

Im zweiten Gespräch offenbarte sie am Ende einen Wunsch: Wenn es uns nichts ausmachen würde und keine Mühen machen würde und so weiter… dann wäre sie interessiert an insgesamt 4 Fotos. 4 Fotos von den 4 Königen, die in den Ecken abgebildet waren. Die Dame war (oder ist) der Meinung, dass diese 4 Könige eine besondere Bedeutung haben und möchte diese gerne erforschen. Sie habe dazu bereits mit zahlreichen Kunsthistorikern gesprochen, aber die Theorien erscheinen ihr alle nicht rund.

Anyway. Kurz darauf wünschte uns die Dame einen schönen Tag und war verschwunden. Davor gab sie uns aber noch ihre Kontaktdaten. Für den Fall, dass wir nochmal kämen.

Mein Vater steckte die Kontaktdaten ein und ich machte mir keine weiteren Gedanken. Eine halbe Stunde später dachte ich mir: „Mensch, die Dame könntest du mal überraschen“. Und so fotografierte ich die 4 Könige zum Abschluss der Bilderserie und fuhr nach Hause.

Unterwegs dachte ich immer wieder: „Wenn ich mal wieder Abzüge für meine Fotobox bestelle, dann bestelle ich einfach die 4 Motive mit und schicke sie ihr.“

So lagen die Bilder unentwickelt im RAW-Format auf meiner Festplatte herum und schlummerten. Bis zum Erscheinungsdatum von Lightroom CC. Auch vorher hätte ich mit Photoshop die Möglichkeit gehabt, die von allen 4 Motiven erstellten Belichtungsreihen zum HDR zusammenzuführen und dann zu entwickeln, aber… manchmal braucht es ein Softwareupdate, bis man einen passenden Anlass dazu hat. So geschehen in diesem Fall. Ich testete also die neue Version von Lightroom anhand von 4 Königen. Warum auch nicht.

Die HDR Funktion ist klasse und einfach. Schön, dass aus den Ausgangsbildern ein DNG entsteht, das man dann im nächsten Schritt (ebenfalls in Lightroom) verlustfrei weiterbearbeiten kann. Als die 4 Motive fertig zusammengeführt und anschließend leicht optimiert waren, begannen sie erneut auf der Festplatte zu schlafen. Doch dann kommt manchmal ein kleiner Impuls und der gibt dann den entscheidenden Ruck. In meinem Fall war es ein Newsletter von pixum.de, der mir einen 20%igen Muttertagsrabatt anbot. Ob die Dame überhaupt Mutter ist? Ich weiß es nicht…

Ich nahm die Ausgangsmotive, stöberte in den Panorama-Entwicklungsmöglichkeiten von pixum.de und entschied mich für das Format 90 x 30. Alu-Dibond, Direktdruck, plus Alu-Schienensystem als Wandhalterung sollte es werden. Also startete ich mein betagtes Indesign (CS3) und erstellte eine Vorlage im entsprechenden Format, entschied mich für einen schwarzen Hintergrund und vier exakt gleich große Bildfenster darauf. Ich platzierte die Fotos in der gewünschten Reihenfolge und generierte eine Druckvorlage, die ich bei pixum.de hochlud. Nun spazierte ich durch den Bestellvorgang und erreichte schnell die finale Auftragsbestätigung.

Nun heisst es warten. Erfahrungsgemäß wird das gut verpackte Paket in einer guten Woche auf die Reise gehen. Und zumeist kommt das Paket binnen 10 Tagen ab Bestellung beim Kunden an. Doch in diesem Fall nicht. Denn ich bin zwar der Besteller, nicht aber der Empfänger. Empfänger(in) ist die mir unbekannte Dame, die ich nach dem zufälligen Treffen in der Kirche nie wieder gesehen oder gesprochen habe. Und da sie meine Adresse auch nicht hat (meine Visitenkarten waren ausgerechnet an diesem Tag vergriffen), bin ich nun mehr als gespannt.

Warum? Nun, beim modernen Onlineshopping im Jahre 2014 bekommt man ja keine ausgedruckte Rechnung mehr im Paket, sondern ein PDF nach Fertigstellung per Mail. Also wird die Dame ein Paket von Pixum (Absender) erhalten, das an sie (Empfänger) adressiert ist.

Wenn mein Plan aufgeht, dann wird sie also ein Paket in Empfang nehmen (oder ein Nachbar von ihr), von dem sie nicht weiß, von wem es ist. Das Gesicht würde ich gerne filmen. Könnte ich nur meine GoPro am richtigen Morgen postieren. Das wäre bestimmt cool. Denn erst habe ich ja gedacht, ich schicke ihr vorher einen Brief, um ein Paket anzukündigen. Aber die Idee habe ich verworfen, wie die Idee, ihr 4 einzelne Abzüge zu schicken, wenn ich mal wieder Fotos von anderen Shootings ausbelichte. So werde ich nun ca. zwei Wochen warten und mich erst dann zu erkennen geben. Vielleicht kommt die Dame ja vorher selbst darauf, wie sie mich finden kann und damit den „Übeltäter“, der ihr unverhofft ein Bild für über 60 EUR schenkt, ohne jemals eine Rechnung zu stellen.

Solche Späße erlaube ich mir ab und an. Sie sind mir das Geld wert. Aber wer mich darum bittet, sowas mal geschenkt zu bekommen, der geht garantiert leer aus. Der Reiz ist dann einfach weg…

So, und hier nun das Bild, das ich heute in die Entwicklung gegeben habe. Ich hoffe es gefällt der Dame. Und wenn es euch auch gefällt, dann ist es umso besser.

Romanische Doppelkirche in Schwarzrheindorf bei Bonn.
Romanische Doppelkirche in Schwarzrheindorf bei Bonn.

 

Übrigens: Die letzte Überraschung dieser Art ist nur wenige Monate her. Ich habe einem guten Freund anlässlich des Jahrgedächtnisses seiner Frau ein Bild geschickt, das seine Frau auf einem Fest zeigt. Einer Hochzeitsfeier, die ich als Fotograf begleiten durfte. Die Reaktion, die mich auf diese Überraschung erreicht hat, hat mir bewiesen, dass es sich lohnt, Menschen zu überraschen. Nicht das erste Mal… Damals habe ich nur nicht mit pixum.de gearbeitet, sondern mit whitewall.de. Denn auch andere Männer haben schließlich hübsche Töchter.

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.